David Lindemann

under construction

David Lindemann, 1977 in Herford (Deutschland) geboren, studierte Soziologie und Philosophie in Bielefeld und Berlin. Er arbeitete als Dramaturg u.a. für die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Sein erstes Stück Koala Lumpur wurde 2003, mit Katharina Thalbach in der Hauptrolle, von Wilfried Minks am Schauspielhaus Bochum uraufgeführt. Danach wurden seine Stücke an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, am Maxim Gorki Theater Berlin, am Burgtheater Wien u. a. uraufgeführt. Viele seiner Stücke wurden vom Deutschlandradio in seiner Regie produziert und urgesendet. Für das THEATER AN DER PARKAUE schrieb er in der Saison 2014/2015 „Herr Fritz vom Geheimdienst“. David Lindemann lebt in Freiburg.

Butcher’s Block
Eine deutsche Enklave, irgendwo auf der Welt. Herr Koch ist eigentlich nur angereist, um im Rahmen einer TV-Kochshow sein neues Ruanda-Kochbuch vorzustellen. Er ist Spezialist in Sachen Krisenküche, für das Kochen unter extremen Bedingungen. Zusammen mit dem Redakteur Burger geht er die Themen für die Sendung durch, Stichwort Kochen als Kulturtechnik. Aber der Land Rover mit dem Safran ist an einer Straßensperre stecken geblieben. Überhaupt scheinen außerhalb des Senders die Dinge außer Kontrolle geraten. Alle Mitarbeiter aus der Südstadt sind heute nicht zur Arbeit erschienen. Bis auf Sulla, die aber offensichtlich nicht freiwillig hier ist. Während Sulla Koch in der Maske auf die Sendung vorbereitet, eröffnet sie ihm eine andere Perspektive auf die Lage im Land. Am Ende kocht er nicht nur um sein eigenes Leben.
Wenn der Koch vergisst, diese ringartige Niete vor dem Kochen zu entfernen, bevor die Wurst in den Topf kommt, dann löst sie sich im Topf ab und Sie finden sie nie wieder. Mögliches Verschlucken ist die Folge, Steckenbleiben im Hals. Atemnot. Tod. Unter Umständen.

Getränk Hoffnung
Nach der Finanzkrise. Herr Bond hat ein paar Bankgeschäfte zu erledigen. Ein neues Konto eröffnen, Altersvorsorge planen, möglicherweise einen Kredit aufnehmen. Die anfängliche Skepsis, nachdem sich die Bankangestellte mit ihm nicht in einer Bank, sondern auf einer Bank, im Park verabredet, verfliegt nach einem ersten gemeinsamen Bier. Es ist Frühling, die Sonne scheint. Geredet wird über alles mögliche, nur nicht um Geldgeschäfte. Es gehe, so Frau Merkel, der Bank schließlich nicht um sein Geld, sondern um sein Vertrauen. Trotzdem möchte Herr Bond irgendwann doch lieber einen Experten zu Rate ziehen. Schließlich hat von den Risiken gehört und pocht auf Sicherheiten. Aber hier hat Herr Bond etwas grundsätzlich nicht verstanden. Die Banken haben sich verändert. Vertrauen ist das neue Kerngeschäft. Nachdem ihm der Experte auf der Toilette einer Diskothek die Nase eingeschlagen hat, unterschreibt Herr Bond geläutert den Vertrag. Aber die Bank hat noch einiges mehr mit ihm vor. Getränk Hoffnung ist eine Utopie. Zersplittert Gegenwart, die, in die Zukunft projiziert, als Ganzheit sich gibt.

 Speedy und der Freispruch in letzter Sekunde
Speedy hat in den Siebzigerjahren an einer ganzen Reihe von Autofilmen mitgewirkt, für die er sich heute schämt. Es ging darin, wie er heute weiß, nur scheinbar um Entgrenzung und Freiheit. In Wirklichkeit steckten die Filmproduzenten mit den Ölmultis unter einer Decke, und es wurde ein hemmungsloser Benzinverbrauch propagiert. Als das Verfahren wegen Recourcenverschwendung gegen Speedy und seine Frau Jenny wieder aufgenommen wird, kann Speedy die Jury jedoch von seinem Sparvorhaben überzeugen, und die beiden erhalten das Sorgerecht für ihre Kinder zurück.
Nichtsahnend sitzen Sleepy und Penny am Rande des Death Valley in einem Diner. Die Kinder schlafen im Auto. Der chinesische Wirt eröffnet ihnen, er sei Biochemiker, und in der Lage, identische, korrigierte Kopien von Eltern zu erstellen. Denen könne dann das Sorgerecht übertragen werden, wenn die echten Eltern diesem nicht gerecht würden. Sleepy und Penny sind empört, denn sie empfinden sich selbst als außerordentlich fürsorglich und verantwortungsbewusst. Natürlich, denn sie sind ja die Kopien, der Chinese hat sie bereits korrigiert. In dem Moment steigen die Originale aus dem Bus. Im folgenden verschwimmen allerdings die Grenzen zwischen Original und Kopie, und auch ein paar Überzeugungen, Werte und Selbstverständnisse geraten ins Wanken.